Doku im RBB am 05.07.2022 um 20.15 Uhr

Boom im Speckgürtel – Wie sich das Berliner Umland verändert

Die Hauptstadt platzt aus allen Nähten. Wohnraum ist knapp und teuer. Immer mehr Berlinerinnen und Berliner zieht es ins Umland. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie verstärken diese Entwicklung. Der Speckgürtel wächst – mit Folgen für Infrastruktur, Immobilienpreise, Natur und Alteingesessene.

Der Film erzählt von Familien, die ihre Zukunft in der Berliner Metropolregion sehen, aber nicht zwingend in der Hauptstadt selbst. Welchen Preis zahlen sie für den Traum vom Leben im Grünen? Ist das Land überhaupt bereit und ausgerichtet für diese Städter und ihre Bedürfnisse? Ist es wirklich egal, von wo man arbeitet? Und wo kann man sich den Speckgürtel überhaupt noch leisten?

Clara und Tobi ziehen mit ihren beiden Kindern von Berlin-Wedding ins Eigenheim mit Garten nach Schönwalde-Glien – und Oma kommt mit. Auch wenn das bedeutet, dass Vater Tobi künftig nach Tegel pendeln muss, sind sie erleichtert. Denn steigende Immobilienpreise lassen die Bauträume vieler Berliner Familien mittlerweile platzen. Die Pandemie hat die Arbeitswelt verändert. Fast alle Unternehmen wollen das Homeoffice zumindest partiell beibehalten. Die Hoffnung, langfristig von zu Hause oder im ortsnahen Coworking-Space arbeiten zu können, haben den Suchradius vieler Immobilien-Interessierter bis ins Umland erweitert.

Grünheide boomt schon seit einigen Jahren, dank Tesla-Ansiedlung. Maklerin Barbara Schrobback erlebt, wie die Region und auch sie selbst davon profitieren. Aber sie macht sich auch Sorgen, dass Alteingesessene verdrängt werden. Für den Berliner Sven Peukert bedeutete Grünheide lange vor allem Entspannung auf seinem Wochenendgrundstück. Jetzt hat er gemeinsam mit Freunden ein leerstehendes Gasthaus gekauft. Das wollen sie wiederbeleben und der Region etwas zurückgeben.

Jüterbog südlich von Berlin gehört schon zum erweiterten Speckgürtel. Doch auch der wird für Hauptstädter zunehmend interessant und ist auch noch bezahlbar. Der Unternehmer Benjamin Rohé lässt einen alten Bauernhof zu einem schicken Coworking-Objekt umbauen. „Project June“ will künftig Unternehmerinnen, Kreative und Naturfreunde anlocken. Menschen, die sich nach einer Auszeit von der Stadt sehnen, ohne auf deren Vorteile zu verzichten.

Im Potsdamer Ortsteil Krampnitz werden die Widersprüche und Schattenseiten des Booms deutlich. Auf einem ehemaligen Kasernengelände soll ein neues Stadtquartier entstehen: 140 Hektar mit fast 5.000 Wohneinheiten für 10.000 Menschen. Wertvoller Wohnraum, doch Umweltschützer sorgen sich um angrenzende Naturschutzgebiete und Anwohner bemängeln die fehlende Infrastruktur. Sie befürchten einen Verkehrskollaps.

https://www.rbb-online.de/fernsehen/programm/index.htm/from=05-07-2022_06-00/to=06-07-2022_06-00.html

Text/Foto: Ulrich Bentele

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